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Chemische Unkrautbekämpfung

Auf der Weide können sich bei falscher Pflege oder Überbeweidung unerwünschte Unkräuter schnell breit machen. Treten in Bestandeslücken Löwenzahn, Hahnenfuß, Vogelmiere, Hirtentäschelkraut und Disteln auf und haben sie 20-50 % des Aufwuchses eingenommen, sollte einer Nachsaat ein selektiver Herbizideinsatz vorangehen.

Flächenbehandlungen sind nur dann ratsam, wenn die Verunkrautung so gross ist, dass die in der Übersicht (s.u.) genannten „kritischen Werte" überschritten werden, sonst genügt eine Einzelpflanzen- oder Horstbehandlung. Die gezielte Mittelwahl sichert einen ausreichenden Erfolg, sofern die günstigsten Bekämpfungsstadien der Grünlandunkräuter bei der Anwendung getroffen werden. Sind Unkräuter vorhanden und fehlen zusätzlich ausreichend wertvolle Gräser (weniger als 40-50 % und /oder schlecht im Bestand verteilt), empfiehlt sich die Neuansaat einer standortgerechten und pferdegerechten Saatmischung. Flächen mit stärkerem Besatz an hartnäckigen Wurzelunkräutern wie Ampfer oder Wiesenkerbel machen den Einsatz eines Totalherbizides vor der Neuansaat notwendig. Die Beweidung bzw. der Schnitt der mit Unkrautbekämpfungsmitteln behandelten Flächen darf erst nach der vorgeschriebenen Wartezeit erfolgen, zumal die Tiere frisch behandelte Pflanzen bevorzugt fressen. Auch verliert Weidevieh oft seine instinktbedingte Abneigung gegen schädliche oder giftige Pflanzen, beispielsweise Hahnenfuß, wenn diese mit Wuchsstoffen behandelt worden sind.

In den folgenden Tabellen sind die zugelassenen Herbizide für Grünland und ihre Eigenschaften mit Stand 01.02.04 gelistet (Quelle Heft Praxis Pflanzenschutz 2004, Landwirtschaftsverlag Münster).

Mittel für Einzelplanzenbehandlung auf Grünland
Präparat Konz.
Streich-
gerät
Konz.
Rücken-
spritze
Ampfer Distel Brenn-
nessel
Gewäs-
serab-
stand
War-
tezeit
(Tage)
Anwendung (opti-
male Monate)
Starane 180 (1) 0% 0,5-1 % XXX - XX 5 m - * 14/21 Mai-Sept. (08-09)
Garlon 4
(2)
- 0% X(X) X XXX ? ? Mai-August
HARMONY 75 DF - 0,00% XXX XX XX 5 m - * 28 Mai-Sept. (08-09)
2,4 D - 0,01% X XXX - 5 m/ * 28 Veg.periode (04-10)
Brennessel-
granulat
5 g je
Pflanze
- XX XX XXX 5 m F Nach Nutzung (08-10)
Roundup
u.a.
0% 2-3 % XXX XXX XX(X) * 14 Veg.periode (OS-08)
(1) = keine gesonderte Zulassung als Einzelpflanzenbehandlung
(2) = zurzeit ohne Zulassung
 *  = nicht unmittelbar an Gewässern (in NRW 1 m ab Böschungskante)
Mittel für Flächenspritzungen auf Grünland
Präparat
(Aufw.menge
in l/ha)
Amp-
fer
Vogel-
miere
Löwen-
zahn
Hah-
nenfuß
Distel Brenn-
nessel
Gewässerab-
stand
War-
tezeit (Tage)
Anwendung
(Monate)
Kosten
(Euro/ha)
Bekämpfung, wenn
X% der Grünmasse
als kritische Werte
überschritten sind
5 20 25,
beiHeu 15
5 unter 5 unter 5 - - - -
Banvel M
(5,0-8,0)
XX XXX XXX XX X(X) X(X) 10 m 28 Veg.periode
(05-08)
40-64
HARMONY
(2)**(25-30 g)
XXX XX - XX X(X) X(X) 5 m 28 Veg.periode
(05-08)
35-42
Starane 180
(1,5-2,0)
XXX XXX XXX - - XX 5 m *-
NT101
14 Früh.
21 Herbst
Veg.periode
(05-08)
43-57
Garlon 4
(4) (1,0 l/ha)
X XXX XXX X - XXX ? ? Mai-August ?
MCPA (2)
(2,0 l/ha)
X - XX(X) XXX X(X) - 10 m 28 Veg.periode
(05-08)
10
2,4-D
(2,0 l/ha)
X - XXX X XX(X) - 5 m/ *
NT101
28 Veg.periode
(05-08)
10
MegaMD u.a.
2,4-D + MCPA
(2,0 l/ha)
X - XXX XXX XX(X) - 5 m 28 Veg.periode
(05-08)
10
Duplosan
KV(2)
(2,0-3,0 l/ha)
XX XXX X - - X 10 m F Nach Abtrieb
(09-10)
19-28
Mittel zur Totalerneuerung der Weide
Präparat
(Aufw.menge
in l/ha)
Amp-
fer
Vogel-
miere
Löwen-
zahn
Hah-
nenfuß
Distel Brenn-
nessel
Gewässerab-
stand
War-
tezeit (Tage)
Anwendung
(Monate)
Kosten
(Euro/ha)
Roundup u.a., (3,5-4,0 l/ha) XXX XXX XXX XXX XX XX Präparat-
spezifisch
14 Spätsommer
(07-08)
?
(1) = Auflagen zu Gewässerabstand (wobei * = nicht unmittelbar an Gewässern, in NRW 1 m ab Böschungskante) und zu Saumstrukturen (NT)
** = kleeschonende Mittel
(2) = kurzfristige Zulassung, auch über § 16 erwartet
(3) = zurzeit ohne Zulassung
(4) = Zulassung von Garlon 4 erwartet, gegen Bärenklau 4,0 1/ha, nicht kleeschonend

Eine weitere gute Quelle zum Finden des richtigen Produktes sind die Homepages der bekannten Chemiefirmen. Links hierzu findet man bei agrar.de.

Als neues Herbizid steht ab 2004 Garlon 4 zur Verfügung. Der Wirkstoff ist unverändert wie im alten Garlon 2 das systemische Triclopyr, allerdings nun mit 480 g/l konzentriert. Daher ergeben sich auch Reduzierungen in der Aufwandmenge, gegen Große Brennnessel reichen etwa 1,0 l/ha (auch als Horstbehandlung mit 1 % iger Brühe), gegen Bärenklau und andere Dikotyle sind 2,0 l/ha einzusetzen.

Die Behandlungen sollten in der Vegetationszeit erfolgen (festgelegter Zeitraum Mai-August), auf jeden Fall sollten die zu bekämpfenden Unkräuter ausreichend Blattmasse entwickelt haben (z. B. Brennnessel 20 cm Wuchshöhe oder Bärenklau das Rosettenstadium), um über ausreichenden Wirkstofftransport von Triclopyr in die Wurzeln eine gute Dauerwirkung zu erreichen. Eine Mischbarkeit mit Starane 180 zur Wirkungsverbreitung bzw. -verstärkung z.B. gegen Ampfer ist möglich. Diese Mischung ist ab 2005 unter dem Namen Starane Ranger auch fertig gemischt zu bekommen, da die Dauerwirkung des Gemischs besser ist als die der Einzelprodukte.