Backenzähne - Anomalien:
Neben Schärfen und Haken anden Backenzähnen durch fehlende Abnutzung kann es bei den hinteren Zähnen auch noch zu anderen Problemen kommen:
- Scherengebiss durch einseitiges Kauen
- Gebissblockaden durch zu starke Zahnrillen
- Wellengebiss, Stufengebiss bzw. Treppengebiss, Meißelzahn
- Supernumeri, verkippte oder versprengte Zähne
- Zahnfrakturen / Zahnwurzelvereiterungen
Diese Probleme werden im Folgenden weiter erläutert.
Scherengebiss durch einseitiges Kauen

Kann das Gebiss beim Pferd durch eine Blockade oder einen anderen Umstand einseitig nich mehr bewegt werden, wird die aktive Seite stärker abgenutzt. Dabei verschiebt sich die Winkelung der Zähne zueinander wie im Bild rechts durch die roten Linien angedeutet . Auf der blockierten Seite wird die Winkelung im Gegenzug immer flacher. Das Entstehen eines Scherengebisses ist ein Prozess, der sich immer weiter verschlimmert. Ein korrektes Aufschließen der Nahrung ist mit einem Scherengebiss nicht mehr möglich, da die seitliche Kaubewegung durch die Steilheit der Kauflächen stark eingeschränkt ist.
Oft geht ein Scherenbebiss einher mit einer diagonalen Schneidezahnlinie.
Gebissblockaden durch zu starke Zahnrillen
Pferdezähne müßen zur Zerkleinerung der Nahrung auf der Kaufläche immer "rauh gerillt" sein. Vergleichbar mit einem Mühlstein mahlen die Kanten und Rillen auf der Kaufläche das Futter. Ein Beispiel für eine normale Rauhigkeit ist die Zahnreihe auf dem Kopfbild dieser Seite. Aus noch nicht bekannten Gründen werden die Rillen in den Zähnen manchmal so stark, dass die Kiefer im geschlossenen Zustand regelrecht einrasten und nicht mehr gegeneinander verschieblich sind. Die Kautätigkeit ist dadurch natürlich eingeschränkt.
Pferde mit diesem Problem sind oft unrittig, legen sich auf die Hand und geben nur schwer im Genick nach.
Wellengebiss, Stufengebiss, Treppengebiss, Meißelzahn
Wellengebiss, Stufengebiss, Treppengebiss und Meißelzahn haben ihre Ursache darin, dass innerhalb der Zahnreihe kein gleichmäßiger Verschleiß erfolgte. Oft beginnt das Problem im Zahnwechsel, wenn sich Zahnkappen zunächst verklemmen und dann plötzlich ausfallen. Ein weiteres Problem stellen abbrechende oder verkippte Zähne dar. Die entstehende Lücke wird dann von den gegenüberliegenden Zähnen ausgefüllt. Je nach Ausprägung der dann entstehenden Form spricht man von einem Wellengebiss (Bild rechts), Stufengebiss bzw. Treppengebiss (Bild unten rechts), oder Meißelzahn (Bild unten links).
Supernumeri, verkippte oder versprengte Zähne
Supernumeri sind zusätzliche Zähne in der Zahnreihe. Diese eher selten anzutreffende Anomalie bedeutet zum Beispiel, dass einer Zahnreihe von 6 Zähnen im Unterkiefer 7 Zähne im Oberkiefer gegenüberstehen.
Verkippte oder versprengte Zähne sind Zähne, die nicht dort wachsen wo sie eigentlich hingehören.
Sowohl bei den Supernumeri wie auch bei den verkippten oder versprengten Zähnen entsteht das Problem, dass sie keinen Gegenspieler haben der für gleichmäßige Abnutzung sorgt. Dies führt dann zu Gebissblockaden, die eine ordentliche Futterverwertung unmöglich machen.
Zahnfrakturen / Zahnwurzelvereiterungen
Die häufigste Ursachen für Zahnfrakturen sind Weideunfälle und ungleichmäßige Belastungen während des Kauens. Die ungleichmäßigen Belastungen entstehen zum einen durch Fremdkörper wie Steine oder ungeeignete Maulsprerren (Schopé = Spirale ähnlich Tauchsieder) aber auch durch festsitzende Milchkappen im Zahnwechsel. Hierbei wirkt die gesamte Kraft des Kaumuskels (das ist der stärkste Muskel beim Pferd!) auf eine kleine Fläche. Dies reicht unter Umständen aus, einen Zahn komplett in seiner Länge zu spalten.
Abgebrochene Zahnsplitter, oder auch ganze Zahnkronen und gespaltene Zähne sind tickende Zeitbomben. Durch die Fraktur werden oft die Pulpen des Zahns, das sind die Nervenkanäle geöffnet. Hier dringen dann Futterreste und Keime ein, die den Zahn von innen heraus zerstören. Der Prozess schreitet dann immer weiter voran und die Zahnwurzel vereitert.

Ein weiterer Grund für Zahnwurzelvereiterung ist das Eröffnen der Pulpa durch eine unsachgemäße Zahnbehandlung, bei der beim Schleifen zuviel Zahnsubstanz entfernt wird. Selten kommt es durch kariöse Erkrankungen zu Vereiterungen am Zahn. Durch das fortlaufende Wegschleifen der Zahnsubstanz hat Karies eigentlich keine Cahnce. Wenn aber durch Gebissblockaden der normale Mechanismus gestört ist, können sich Futterreste in den Rillen der Zähne sammeln und dann Zahnsustanz und später auch die Pulpen zerstören. Zahnwurzelvereiterungen äußern sich sehr vielfältig:
- Eitriger Schleim, der aus der Nase läuft
- Fistelkanal mit Eiteraustritt im Zahnfleisch
- Fistelkanal mit Eiteraustritt nach außen durch das Fell.
- Fauliger Mundgeruch